Die Jungs von Eden weint im Grab sind eine verhältnismäßig junge Band aus Berlin. Aufsehen haben die Dunkel-Poeten mit ihren Vorgängeralben schon geerntet und waren unter anderem im Vorprogramm der Mittelalterrocker „Tanzwut“ schon zu bestaunen. Nun legen sie mit „Geysterstunde II“ ihr neustes Werk vor.
Mit der vorab-Single „Jenseitsflugmaschine“ beginnt die Reise in die Dunkelromantik. Zu dem Startersong wurde bereits ein Video produziert, das sich bereits nach kürzester Zeit großer Beliebtheit erfreute. Ein Song, der mit einem tollen Text und einer einprägsamen Melodie punkten kann. Der „Nachtexpress“ ist ein Tribut an den legendären Orient-Express. Jedoch rockt der Zug von Eden weint im Grab deutlich mehr. Schnelle Gitarren, sanfte Geigen-Zwischenspiele und eine packende Melodie machen diesen Song zu einem besonderen Hörerlebnis. Etwas ungewöhnlicher wird es mit dem Spuk-Song „Mein geisterhaftes Grammophon“. Die Gitarren kommen schwer daher, die Stimme ist verzerrt, aus der Ferne hört man ein realitätsfremdes Violinenspiel. Im krassen Gegensatz zu dem traurigen Text spielt bei „Nachsterben“ eine beschwingte Melodie, eine gelungene Mischung. Bei diesem Track zeigen Eden, wie tief die Dunkelromantik in ihren Texten verwurzelt ist.
Mit „Tanz auf dem Ouija Brett“ wird einem Hilfsmittel der okkulten Szene ein musikalisches Denkmal gesetzt. Es geht um das Hexenbrett, mit dem man gerüchteweise den Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen könne. Interessanterweise wird nicht nur das Ritual erklärt, sondern auch die üblen Folgen, die ein solches Ritual mit sich bringen könnte, werden beleuchtet. Der Zuhörer wird in eine düstere Welt entführt aus der es kein Entrinnen gibt. Zwischen den Songs gibt es immer wieder kleine gesprochene Sequenzen, die an ein Hörbuch erinnern und die Songs etwas tiefer erklären. „Wesen aus dem Nichts“ ist ein Mid-Tempo Song, der durch seine ungewöhnliche Melodie punkten kann. Eine guter Song, der auch live gut ankommen sollte. „Leuchtturm“ ist eine Hymne an das Meer und an die Orientierungspunkte, die Jeder in seinem Leben braucht, um in den Gezeiten des Alltags nicht unterzugehen.
„Der ewige Bergmann“ erzeugt durch die Violine eine düstere Stimmung und könnte auch aus der Feder von Till Lindemann stammen. „in der Lichtferne“ ist eher ein gesprochener Monolog als ein Song, dennoch sehr hörenswert. Dunkelböse wird es mit „Seelenernte“. Ein Track, der gegen Ende aber mit einem Augenzwinkern punkten kann. „Aurelia“ ist ein schneller, harter Song mit Growl Elementen. Untypisch, aber vielleicht genau deswegen ein Geheimtipp. Tragisch und morbid wird es bei „Die Sage der weißen Frau“. Besagte Frau ist ein beliebtes Motiv der Sagengestaltung, jedoch wird hier eine neue Geschichte erzählt, die sich Eden weint im Grab selbst erdacht haben. Der Selbstmord der Dame verdammt sie dazu in einem Schloss herumzuspuken. Das Motiv ist, wie so oft, die Liebe, die stärkste Kraft auf dieser Erde. Mit dem gesprochenen Schlusswort „Somnambule“ findet dieses Album sein morbides Ende.
Fazit: Der erste Eindruck des Albums zeigt, dass sich die Jungs weiterentwickelt haben. Die Melodien kommen deutlicher hervor, das liegt sicher auch daran, dass einige neue Instrumente mit ins Repertoire aufgenommen wurden. Eden weint im Grab legen mit „Geysterstunde II“ ihr vielfältigstes Album vor.
Anspieltipps:
- Jenseitsflugmaschine
- Nachtexpress
- Die Sage der weißen Frau















