Wer die Wurzeln der Band mit dem klangvollen Namen „The Bottrops“ im Ruhrpott vermutet, liegt natürlich vollkommen falsch – das wäre ja auch mal zu einfach gewesen. Nein, die 4 Künstler, die ihren Musikstil (eine Mischung aus Powerpop, Punk und Garage) treffenderweise als Bottropop bezeichnen, dürfen vielmehr unsere schöne Hauptstadt Berlin ihre Heimat nennen.

Ihren Namen verdankt die Band, die im Herbst 2005 aus ehemaligen Terrorgruppe-, sowie Xarecrows-Mitgliedern gegründet wurde, da vermutlich doch eher ihrem Gitarristen Johnny Bottrop, der gemeinsam mit Sänger Bang Bang Benno, Bassist Slash Vicious und Schlagzeug-Neuzugang Robo Borowski das aktuelle Line Up bildet.

„Let me entertain you“, um mal einen immer wieder gern zitierten Songtitel einzuwerfen – dieses Motto haben sich die 4 Berliner Jungs ganz offensichtlich in grossen Lettern auf die wehenden Fahnen geschrieben. Und eines ist so sicher, wie das Amen in der Kirche: Von diesem Entertainment kann es, dem aktuellen Albumtitel zum Trotz, überhaupt gar kein Übermass geben.

Insgesamt 16 grossartige Songs (inklusive einer kurzen Unterbrechung, denn schliesslich handelt es sich hier vermutlich um die erste CD der Welt, die sowohl eine A- als auch ein B-Seite vorweisen kann) wissen schon beim ersten Anlauf zu überzeugen und nisten sich, dank stets eingängiger Melodien, unweigerlich und unwiderruflich im Gehörgang ein.

Beim zweiten Hören erwischt man sich dann bereits, wie man leise beginnt die Refrains mitzusummen (die Tatsache, dass die Grammatik hierbei auch schonmal dem gelungenen Reim zum Opfer fallen kann, verzeiht man natürlich herzlich gerne) und spätestens, wenn man ein weiteres mal die Repeattaste betätigt hat, kann man einfach nicht mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben und das heimische Wohnzimmer verwandelt sich kurzerhand in eine Art Moshpit.

Gesellschaftskritisch, aber meilenweit entfernt vom stupiden „Auf die Fresse“-Punk, thematisieren die The Bottrops mit ihrem zweiten Album „Entertainment Overkill“ die „Welt der (Un-)Unterhaltung“ mit der wir uns ja letzten Endes alle jeden Tag konfrontiert sehen (müssen).
Ganz unpolitisch kann es hierbei freilich nicht zugehen, schliesslich haben wir es ja mit waschechten Punkrockern zu tun. Aber alltägliche, aus dem Leben gegriffene Situationen und Begebenheiten werden hier gleichermassen beleuchtet und hinterfragt und sorgen somit für ein ausgewogenes Thematisches-Potpourrie.

Ähnlich abwechslungsreich präsentieren sich die Musiker unter musikalischem Aspekt betrachtet. Powerpop lastige Nummern werden hier von rotzig interpretierten Rockhymnen abgelöst und lassen garantiert keine Langweile aufkommen. Dabei klingen die einzelnen Songs, trotz der stets mitschwingenden Punkrocknostalgie, gleichzeitig auch absolut frisch und irgendwie sympathisch modern in den Ohren.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf das wirklich liebevoll gestaltete Artwork. Denn neben dem stylishen Cover, im coolen Pop-Art-Design, kann das dazugehörige Booklet mit Kurzgeschichten zu jedem Song der Platte und diversen Zeichnungen aufwarten. Unterstützt wurde die Band dabei von namhaften Schriftstellern, Illustraten und Comic-Zeichnern, welche alle aufzuzählen an dieser Stelle, jeden Rahmen sprengen würde.

Fest steht jedenfalls: Bottropop made in Berlin weiss zu hundert Prozent zu überzeugen!

„Entertainment Overkill“ offenbart sich als ein rundum gelungenes Album, welches eindrucksvoll untermauern kann, dass Punk auch im Jahr 2009 noch lange nicht tot ist. 15 (+ 1) Songs, die in den heimischen 4 Wänden gehört schon keine Gefangenen machen, dürften nur noch durch das Erlebnis selbige auf einem Live-Konzert präsentiert zu bekommen, zu toppen sein.

Denn dafür wird Punkrock ja schliesslich gemacht …

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.